Iran

Verteidigung der iranischen Revolution

Erklärung des Internationalen Exekutivkomitees der Vierten Internationale

Das internationale Exekutivkomitee (IEK) der IV. Internationale unterstützt die Millionen Ausgebeuteten und das Volk des Iran, die auf die Straße gegangen sind, um den Sieg des Iran über die irakische Invasions­armee und die Rückeroberung der Stadt Khorramschahr zu feiern. Ganz am Anfang des Kriegs vor heute zwan­zig Monaten hatten die jungen irani­schen Kämpfer, unterstützt von der arabischen Bevölkerung der Region, der irakischen Besetzung ihrer Stadt -heldenhaften, aber vergeblichen Widerstand entgegengesetzt.

Zur Erinnerung daran hat das irani­sche Volk Khorramschahr in „Khoninshar“ (Stadt des Blutes) umbenannt. Obwohl die irakischen Truppen noch nicht vollständig aus dem Iran ver­jagt sind, hat der Sieg von Khoninshar nicht nur eine enorme symbo­lische Bedeutung für die iranischen Massen, sondern stellt einen großen Schritt vorwärts bei der Niederschlagung der imperialistischen und ira­kischen Aggression gegen die irani­sche Revolution dar.

Als Antwort auf die entscheidenden militärischen Erfolge des Irans warnen die Wortführer des Imperialismus und pro-imperialistischer Regime wie die von Ägypten oder Saudi-Arabien den Iran vor den Folgen, die jede Initia­tive der iranischen Truppen nach sich ziehen würde, die zum Schutz der iranischen Grenzen und zur Verhinde­rung der Bombardierung des iranischen Territoriums sich auf irakisches Gebiet richten wurde. Sie verstärken die kon­terrevolutionäre Front gegenüber der iranischen Revolution.

Was sie in Wirklichkeit am meisten fürchten, ist der Anstoß, den diese Revolution und die Niederlage der konterrevolutionären irakischen Ag­gression für die Klassenkämpfe der ganzen Region geben wird.

Das ist der Grund, weshalb Washing­ton und die anderen imperialistischen Mächte hinter einem Rauchvorhang angeblicher Neutralität von Anfang an die irakische Invasion unterstützten. Sie betrachteten sie als ein Hauptstück in ihrem Kampf zur Würgung der Re­volution der iranischen Arbeiter und Bauern. Das US-amerikanische Regie­rungsmitglied General Alexander Haig brachte das in dieser Woche klar zum Ausdruck, als er erklärte, daß Wash­ington besorgt sei wegen des iraki­schen Rückzugs; die amerikanische „Neutralität“ in diesem Krieg dürfe man nämlich nicht mit „Gleichgültig­keit“ verwechseln. Der Imperialismus fürchtet, daß neue iranische Vorstöße bei der Vertreibung der irakischen Armee und der Festigung seiner Gren­zen die Krise des Regimes von Sad­dam Hussein nach sich ziehen und die Mobilisierung der Arbeiter und Bauern des Irak anregen könnten. Er hat Angst vor einer Entstabilisierung der reaktionären, proimperialistischen Herrschaften in Saudi-Arabien, Ku­wait und Jordanien. Er hat Angst vor der Ermutigung, die das für das palästi­nensische Volk in Westjordanien, im Süd-Libanon und unmittelbar inner­halb der Grenzen von 1945 bedeuten könnte, gegen die zionistische Unter­drückung und die Kriegspolitik Israels aufzustehen.

Der vom Imperialismus unterstützte irakische Krieg hat ein schreckliches Ausmaß an Toten und Zerstörungen mit sich gebracht. Tausende von ira­nischen Kämpfern sind getötet oder verwundet worden, undes gibt unge­fähr 1,5 Millionen iranische Kriegs­flüchtlinge. Mit seinem reaktionären Krieg hat das Regime von Saddam Hussein gleichfalls Tausende junger Iraker in den Tod geschickt. Städte, Dörfer, Ölfelder und Hafenanlagen sind im Iran gewaltigen Zerstörungen ausgesetzt worden. Zusätzlich zu der Aufbringung der Mittel, die für die Organisation eines Verteidigungskriegs nötig sind, und zusätzlich zum Wirt­schaftsboykott des Imperialismus ge­genüber dem Iran haben diese Schä­den die Lebensbedingungen der iranischen Arbeiter und Bauern beträcht­lich erschwert.

Die iranischen Massen haben auf die­sen Angriff auf ihre Revolution geant­wortet, indem sie zu wiederholten Malen massenhaft auf die Straßen gin­gen, indem sie die Kriegsanstrengun­gen unterstützten und indem sie Aktio­nen gegen die Spekulanten, die Kapi­talisten oder die Offiziere verlangten, die diese Anstrengungen bremsen woll­ten. Sie haben auch auf der Durchfüh­rung eines breiten Sozial- und Wirt­schaftsprogramms bestanden, das vor­her vorn Regime versprochen worden war, und sie haben sich gegen die re­pressiven Maßnahmen gegen die Ar­beiterbewegung gestellt Die Arbei­ter und Bauernkämpften gleichzeitig weiter um ihre eigenen ökonomischen, sozialen und demokratischen Forderungen gegen die Politik der gegen­wärtigen Regierung.

Der Imperialismus hat einen Rück­schlag erlitten. Doch wird die Nieder­lage des Irak ihn dazu führen, an anderen Fronten Angriffe auf die ira­nische Revolution zu unternehmen. Dazu wird der Versuch gehören, die Regierung der Islamischen Republik zu stürzen. Er wird den wirtschaftli­chen Boykott des Iran aufrechterhalten und die militärische Hilfe und die Kooperation mit den konterrevolutio­nären Kräften verstärken.

In diesem Zusammenhang muß die Kampagne der Mudschahedin zum Sturz von Khomeini zurückgewiesen werden. Es ist vollkommen irrig zu glauben, daß die Sache der Arbeiter und Bauern auch nur die geringste ef­fektive Unterstützung finden könnte in der Allianz mit einer Strömung, die Bani Sadr repräsentiert. Vielmehr werden die iranischen Massen durch den Kampf gegen die monarchistischen und konterrevolutionären Kräfte, be­sonders die Armee, und für ihre eige­nen Forderungen auf ihre eigene, un­abhängige Mobilisierung entwickeln, sich gegen das gegenwärtige Regime richten und auf dem Wege zur Errich­tung einer Arbeiter- und Bauernregierung vorankommen.

Als die irakische Invasion Ende 1980 in Gang gesetzt wurde, nahm das Ver­einigte Sekretariat der IV, Internationale auf seiner Oktobersitzung eine Er­klärung unter dem Titel „Den Iran ge­gen die Angriffe des Irak und des Im­perialismus verteidigen!“ an. Zu dem Zeitpunkt hatte die irakische Invasion schon ihre ersten Erfolge verbucht.

Die Erklärung vom Oktober 1980 schloß mit den Worten: „Die anfäng­lichen Hoffnungen auf einen schnellen Sieg - die von Bagdad wie die des Im­perialismus - sind widerlegt, großenteils dank der Mobilisierung der irani­schen Massen gegen den irakischen An­griff. Die Ziele des Imperialismus in der Region müssen bekämpft werden durch eine weitestmögliche Verbrei­tung der Losungen:

Zwei Jahre später bekräftigt das IEK der IV. Internationale diese Losungen und begrüßt den Sieg über die Iraki­schen Streitkräfte in Khoninshar.

27. Mai 1982



Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 146 (26. Juni 1982). | Startseite | Impressum | Datenschutz