Mexiko

Internationale Solidarität mit dem Marsch der EZLN in die Hauptstadt

Internationales Exekutivkomitee der IV. Internationale

1.

Die "neoliberale Globalisierung", in Wirklichkeit nichts anderes als Ausdruck der kapitalistischen und imperialistischen Globalisierung, stößt auf einen gesellschaftlichen Widerstand, der andauert, sich ausweitet und radikaler wird. Die Idee "eine andere Welt ist möglich" ist durch das Weltsozialforum, das vor kurzem in Porto Alegre stattgefunden hat, gestärkt worden. Und zwar nicht nur als Ausdruck von Rebellion, Protest und Revolte gegen die Tyrannei des Marktes, sondern vor allem als Willen, den Übergang zu einer demokratischen, antiimperialistischen und antikapitalistischen Alternative zu erreichen.

2.

Das Ejército Zapatista de Liberación Nacional (EZLN, Zapatistische Nationale Befreiungsarmee) ist ein Schlüsselfaktor für diese Klimaveränderung gewesen. Seit ihrem Austand vom 1994 und dann mit der Einberufung des "Ersten Interkontinentalen Treffens für die Menschheit und gegen den Neoliberalismus" ist sie für alle diejenigen, die sich von verschiedenen Kampffronten aus gegen die mit dem Etikett der "Modernisierung" bemäntelten konservativen Gegenreformen zur Wehr gesetzt haben, zu einem unverzichtbaren politischen und moralischen Bezugspunkt geworden. Zweifellos ist die EZLN eine bedeutende Vorreiterin dieser Bewegung für eine "mögliche andere Welt" gewesen, wie sie ab Seattle sichtbar geworden ist; in Wirklichkeit reifte sie aber in den vorhergehenden Jahren heran und ist sie Ausdruck der Kämpfe der Indígena-, Bauern, Gewerkschafts-, Arbeitslosen-, Frauen- und Menschenrechtsbewegungen sowie zahlreicher anderer Volkssektoren.

3.

Nun beginnt die EZLN einen neuen Kampf und entwickelt nach der historischen Niederlage der PRI eine Herausforderung an die neue neoliberale Regierung: den Marsch der EZLN nach Mexiko-Stadt mit der Forderung nach Erfüllung des Abkommens von San Andrés und die Umsetzung seines Inhalts in Gesetzes- und Verfassungsreformen; diese Forderung ist entscheidend für den Weg hin zu einem Frieden mit Würde, d. h. unter Respektierung und Anerkennung der Rechte der indigenen Völker in Mexiko. Aus Sicht der EZLN sind die Erfüllung des Abkommens von San Andrés sowie die Freilassung der zapatistischen Gefangenen und der Rückzug der Bundesarmee aus den zapatistischen Gemeinden notwendige Bedingungen für eine politische Lösung des Konflikts.

4.

Die Kämpfe der Zapatistinnen und Zapatisten stellen zusammen mit Erfahrungen wie dem partizipativen Haushalt in Porto Alegre und in Rio Grande do Sul (Brasilien), dem Sieg, den die Indígena- und Volksbewegung vor kurzem in Ecuador errungen hat, oder den Kampagnen gegen den "Plan Colombia" und gegen das imperialistische Projekt einer Amerikanischen Freihandelszone (ALCA) unter Beweis, dass es trotz der kapitalistischen "neoliberalen Globalisierung" möglich ist, die Ordnung derer "da oben" zu verändern und auf dem Weg zu "einer Welt, der alle Welten angehören", voranzukommen.

5.

Die IV. Internationale bekräftigt ihre Solidarität mit dem Kampf der EZLN, mit ihrem Marsch und mit ihren Forderungen; sie begrüßt auch den Nationalen Indígena-Kongress, der in diesen Tagen zusammentritt. Die aktive Unterstützung wird sowohl von seiten unserer Genossinnen und Genossen in Mexiko wie im Bereich der internationalistischen Solidarität zum Ausdruck kommen.

22. Februar 2001
Aus dem Spanischen übersetzt von Friedrich Dorn.



Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 353 (März 2001).