Anlässlich des diesjährigen Weltsozialforums fand ein Treffen antikapitalistischer Parteien aus 25 Ländern statt, das im deutschsprachigen Raum weitgehend unbeachtet blieb. Kein Wunder, denn aus diesen Ländern war keine einzige Organisation vertreten. Die Bandbreite reichte von maoistischen bzw. ex-maoistischen Parteien aus Indien CPI-ML (Red Flag), CPI-ML (Liberation) über eine linksalternative Organisation aus Québec (Union des forces progressistes) bis zu Rifondazione Comunista aus Italien, der australischen DSP, SolidaritéS (Genf), der britischen SWP oder der französischen LCR. Wir bringen das Abschlusskommuniqué.
Am 20. Januar 2004 fand auf Einladung von 18 Parteien aus Asien, dem pazifischen Raum und Europa in Mumbai, Indien, ein internationales Treffen radikaler, antikapitalistischer Parteien statt. Das vorrangige Ziel dieses Treffens war es, den Organisationen aus verschiedenen Kontinenten die Möglichkeit zu geben, miteinander in Kontakt zu treten, einen ersten Meinungsaustausch darüber zu haben, was jede Organisation von einem Prozess internationaler Zusammenarbeit erwartet, bestehende Verbindungen auszuweiten und zu vertiefen ohne dabei zu versuchen, sie zu formalisieren und damit zu beginnen, über gemeinsame Aktionen zu diskutieren.
An diesem Treffen nahmen 48 Organisationen teil, 5 weitere Parteien, die teilnehmen wollten, konnten nicht nach Mumbai kommen. Somit haben insgesamt 53 Organisationen aus 25 Ländern positiv auf die Initiative reagiert. Die meisten teilnehmenden Organisationen kamen aus dem asiatisch- pazifischen Raum und aus Europa, aber Afrika, Lateinamerika und der Nahe Osten waren ebenfalls vertreten. Diese Parteien haben unterschiedliche Entstehungsgeschichten und Größen; in vielen Fällen kannten sie sich vor dem Treffen in Mumbai nicht, so dass dies eine einzigartige Gelegenheit war, neue Verbindungen zwischen Organisationen aus verschiedenen Kontinenten und mit unterschiedlicher ideologischer Ausrichtung herzustellen.
Die anwesenden Parteien teilen die antikapitalistische und antiimperialistische Einstellung und beteiligen sich an den fortgesetzten Massenmobilisierungen gegen die militärische und kapitalistische Globalisierung. Sie sind bereit, einen Dialog aufzunehmen, wechselseitige Solidarität zu praktizieren, international zu handeln und damit dem Internationalismus, der Stärkung der Kämpfe der Völker weltweit und der Ausarbeitung von wirklichen Alternativen zur gegenwärtigen imperialistischen Weltordnung einen konkreten neuen Inhalt zu geben.
Das Treffen fand in einer wirklich angenehmen solidarischen Atmosphäre statt und ermöglichte einen allgemeinen Austausch über die Ansichten zu vielen Aspekten der heutigen Kämpfe: gegen Militarismus und Krieg, für die Rechte der ArbeiterInnenklasse und der Unterdrückten, für nationale Befreiung, Gleichheit der Geschlechter und gleichen Zugang zur Gesundheitsversorgung, für den Schutz der Umwelt um nur ein paar zu nennen. Es ergab sich ein gemeinsames Verständnis davon, dass der Imperialismus in allen seinen Erscheinungsformen und auf allen Ebenen bekämpft, in Frage gestellt und gestürzt werden muss.
Das Treffen von radikalen Parteien in Mumbai sprach sich für eine massive Unterstützung des Aufrufs für einen internationalen Aktionstag am 20. März 2004 aus, der von den Antikriegsbewegungen in den USA und von der Antikriegskoordination initiiert worden ist, die sich aus Anlass des Weltsozialforums getroffen hat. Alle Organisationen werden bestmöglich dazu beitragen, dass diese Initiative für Frieden und gegen die Besetzung des Irak, in Solidarität mit den PalästinenserInnen und anderen Völkern, die von Besatzung und militärischer Intervention betroffen sind, zu einem Erfolg wird.
Zur Koordination und Fortsetzung des Prozesses, der mit diesem Treffen gestartet wurde, ist ein Ausschuss ("facilitating committee) gebildet worden. Die damit beauftragten Personen kommen zur Zeit aus Australien, Brasilien, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien und den Vereinigten Staaten.
Ein zweites Treffen von radikalen Parteien wird in einem Jahr in Porto Alegre in Brasilien stattfinden. Es wird in den nächsten Monaten durch einen politischen Austausch über eine E-Mail-Liste und mit Treffen am Rande internationaler Zusammenkünfte vorbereitet werden, an denen sich unsere Organisationen beteiligen. Die Vorbereitungsdiskussionen werden sich vor allem auf zwei zentrale Themen konzentrieren: unsere gemeinsame Verantwortung für ein weiteres weltweites Wachsen der Bewegungen gegen die bewaffnete und die kapitalistische Globalisierung; welche Form kann heute, anders als früher, die Zusammenarbeit von radikalen Parteien heute annehmen.
Das internationale Treffen von radikalen Parteien ist offen für neue Organisationen, die in den Prozess vor Mumbai noch nicht integriert werden konnten.
Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 388/389 (März/April 2004).