Die NSSP benötigt weiterhin Hilfe für die Opfer des Tsunami
Korrespondent in Colombo
Nach dem Aufruf vom 27. Dezember 2004 [1] hat die Nava Sama Samaja Party (NSSP, Neue Partei für eine Gesellschaft der Gleichheit, Sri Lankesische Sektion der Vierten Internationale) über zwei Millionen Rupien (18 000 €) erhalten, die in Europa, Amerika und Japan von Sektionen der Vierten Internationale und ihren SympathisantInnen gesammelt wurden. Ein etwas geringerer Betrag wurde in Sri Lanka selbst von AktivistInnen aus den von der Katastrophe weniger betroffenen Regionen gesammelt. Die NSSP begrüßt die Bekundung von Internationalismus seitens der Tausende von Kilometern entfernt lebenden GenossInnen, die uns mit ihrer Spende so großzügig unterstützt haben. [2]
Ohne eure beherzte Hilfe wären zahlreiche GenossInnen, die vom Tsunami heimgesucht wurden, an ihrer miserablen Lage verzweifelt. Die Mehrheit der Opfer lebt noch heute in provisorischen Zelten, die von NGOs zur Verfügung gestellt wurden. Da die Regenzeit begonnen hat, wird das Überleben unter solchen Bedingungen immer schwieriger. Viele mussten in Schulen oder Tempel Zuflucht suchen, da die Umsetzung der Regierungspläne, d.h. der Finanzierungsplan für den Wiederaufbau der zerstörten Häuser noch immer nicht begonnen hat.
In vielen Regionen wehren sich die Opfer des Tsunami gegen die Regierung. Die verbreitetste Forderung lautet: „Lasst die Tsunami-Opfer auf ihrem Land wohnen“, denn die Regierung hat den Wiederaufbau von Häusern in einem Streifen von 100 Metern von der Küste weg verboten, ohne aber woanders Land anzubieten. Die Bodenspekulation – die Regierung plant, das auf diese Weise konfiszierte Land an Baufirmen für Touristenhäfen zu vergeben – deutet klar auf die Unfähigkeit der Regierung hin, den BewohnerInnen im Norden wie im Süden der Insel zu helfen und ihre Wohnungen wiederaufzubauen.
Zudem haben chauvinistische singhalesische Kräfte innerhalb wie außerhalb der Regierung eine umfassende Kampagne vom Zaun gebrochen, um die Umsetzung eines gemeinsamen Wiederaufbauprogramms mit den LTTE (tamilischen Tigern) zu verhindern. Nur die Linken und manche NGOs arbeiten in den mehrheitlich tamilisch oder muslimisch bewohnten Gebieten. Sie sind dabei Angriffen der singhalesischen ChauvinistInnen ausgesetzt.
Die Folge dieser chauvinistischen Kampagne ist, dass die Regierung beschlossen hat, die von manchen NGOs importierten Waren zu besteuern. Die eingetroffene Hilfe stapelt sich daher in den Häfen und Flughäfen, denn die NGOs haben nicht die Mittel, die Einfuhrsteuern zu bezahlen! Die Regierung plant zudem ein Gesetz zur Kontrolle über diese Gelder, die NGOs und nicht von der Regierung kontrollierte Organisationen – insbesondere Gewerkschaften und linke Parteien – von ausländischen Spendern erhalten haben. Unsere Arbeit gestaltet sich dadurch nur noch schwieriger.
Die Regierung möchte die gesamte Hilfe über das Departement für soziale Dienste verteilen. Da die Bevölkerung die offenkundige Unfähigkeit dieser Verwaltung und die schwere Korruption im Regierungsapparat kennt, kann sie einer solchen Praxis nicht zustimmen.
Die NSSP hat bereits in Batticaloa in der Ostprovinz, in Amalangoda in der Zentralprovinz und in Ratmalana und Moratuwa in der Westprovinz umfangreiche Hilfe für den dringlichsten Bedarf verteilt. Wir konnten Geld an Menschen weitergeben, deren Häuser in diesen Provinzen beschädigt wurden. Nahezu 2 Millionen Rupien wurden allein für die Ostprovinz ausgegeben.
Am 17. März haben wir eine andere Kampagne in der Region Tangalle eingeleitet, wo wir Lehrbücher und andere Schulsachen für Kinder verteilt haben, die umgesiedelt wurden. Wir planen andere spezifische Programme, die wir aber nur umsetzen könnten, wenn wir neue Spenden erhalten.
Insbesondere haben wir ein Konzept für den Bau von mindestens 25 günstigen Unterkünften für GenossInnen, deren Häuser zerstört wurden, ausgearbeitet. Entsprechend den von unserem Architekten entworfenen Plänen werden sich die Kosten für jedes einzelne Haus auf rund 2000 €belaufen.
Dafür wären also weitere 50 000 € nötig. Da wir außerstande sind, in Sri Lanka einen entsprechenden Betrag aufzubringen, wenden wir uns noch einmal an alle Sektionen der Vierten Internationale, alle SympathisantInnen und FreundInnen mit der Bitte, den Solidaritätsfonds der NSSP so gut wie möglich zu unterstützen. [3]
Spendenkonto der Inprekorr in Deutschland: Thies Gleiss Sonderkonto 478 106-507 Postbank Köln (BLZ 370 100 50) (IBAN DE44 370 100 50 0478 106 507 - BIC PBNKDEFF) Stichwort: Tsunami |
Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 404/405 (Juli/August 2005).