Iran

Offener Brief von 81 ehemaligen iranischen politischen Gefangenen für die Freilassung von politischen Gefangenen in Iran

Sehr geehrter Herr Javid Rahman, (UN-Sondergesandter für Menschenrechtsangelegenheiten in Iran)
Für den Schutz und die Rettung derjenigen, die in Iran in Haft sind, brauchen wir Ihre Hilfe

Der Kampf um die Rettung des Menschenlebens gegen einen unsichtbar durchdringenden Feind umfasst unsere Welt global und hat die Rangordnung der Prioritäten verändert. Der Schutz des Lebens gepaart mit individueller und sozialer Verantwortung ist die wichtigste Priorität. Doch in Iran sind wir Zeugen folgenden Szenarios: Die Kenntnisse über die neu entstandene internationale Krisensituation ignorierend und noch verantwortungsloser als je zuvor liefern die Militär- u. Sicherheitsorgane des iranischen Regimes die politischen Gefangenen der COVID-19-Epidemie aus, indem sie ohne die geringsten Schutzmaßnahmen in den Gefängnissen festgehalten werden. Sie betrachten die Unterdrückung der Gegner*innen der Diktatur und der Korruption nach wie vor als ihre wichtigste Aufgabe. Eine unmittelbare Zeugin der unhaltbaren Zustände vor Ort ist die gefangen gehaltene Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivisten Frau Nasrin Sotoodeh. Damit sie ihren Protest und ihre Forderung zur Freilassung der politischen Gefangenen deutlicher zum Ausdruck bringt, befindet sie sich aktuell im Hungerstreik. Frau Sotoodeh schreibt in ihrer Erklärung:

Dieselben Militär- u. Überwachungsorgane, die mit ihrer aggressiven Methoden das Land ins Chaos gestürzt haben, beharren trotz der gegenwärtig überaus gefährlichen Lage hartnäckig darauf, die politischen Gefangenen nicht freizulassen, damit die Katastrophe weiter um sich greift und die Flut des tödlichen Virus die politischen Gefangenen und ihre Angehörigen vernichtet. Alle bisherigen Maßnahmen deuten darauf hin, dass nur Polizei- u. Sicherheitsorgane und sonst niemand in dieser Angelegenheit Entscheidungen treffen. Es sind dieselben Organe, die das Land in tiefe Verzweiflung und Ausweglosigkeit geführt haben. Es ist eine nationale Notwendigkeit, dass eine große Zahl der Gefängnisse im Land u.a. die Frauenabteilung des Evin-Gefängnisses geschlossen werden. Weiter ist es eine nationale Notwendigkeit, dass die Regierung zu den international anerkannten Verständigungsnormen zurückfindet, damit die Möglichkeiten der Wissenschaft und der Technologie gegen das Virus genutzt werden können. Da der gesamte rechtliche und juristische Schriftverkehr in Bezug auf die Notwendigkeit der Freilassung der politischen Gefangenen unbeantwortet geblieben ist, trete ich in den Hungerstreik, setze ihn als letztes Mittel ein, das einer Gefangenen übrig bleibt, um meiner Forderung nach Freiheit der politischen Gefangenen erneut Nachdruck zu verleihen.“

Herr Javid Rahman,

wir, die Unterzeichner*innen dieser Petition, die einen Teil ihres Lebens als politische Gefangene verbracht haben, fordern Sie auf, die Forderung nach Freiheit der politischen Gefangenen als einen Schritt gegen die Corona-Pandemie zu betrachten und entsprechend zu handeln.

Es erübrigt sich zu betonen: Es wäre seitens der UNO-Menschenrechtkommission eine große Hilfe für den Schutz des Lebens der politischen Gefangenen in Iran und zur Eindämmung der Corona-Pandemie, wenn sie das Regime der islamischen Republik auffordern würde, die politischen Gefangenen sofort und ohne jegliche Vorbedingung freizulassen und die repressiven Maßnahmen zu beenden, die das Regime in Iran mit aller Härte einsetzt.

Hochachtungsvoll

Freitag 30.12.1399 [iran.Kalener] / 20.03.2020

Mohammad Azadgar, Nasser Azarafrooz, Bagher Ebrahimzadeh, Mehdi Ebrahimzadeh, Fereydoon Ahmadi, Yusof Ardelan, Mohammad Azimi, Reza Akrami, Hesam Emam, Ali barzooni, Yadolah Baladi, Amir Hossein Behboodi, Sima Behmanesh, Maryam Poortangestani, Hassan Poorjaneki, Ahmad Poormandi, Ali Poornaghavi, Mehdi Jabbari, Hassan Jafari, Atefeh Jafari, Reza Joshani, Mohammad Haddadpoor, Mohsen Hormatippor, Esmail Khatai, Ahmad Khorsand, Behrooz Khaligh, Ahmad Khoshbakht, Roghiyeh Daneshgari, Majid Daryabeygi, Akbar Doostar, Gholam Doostar, Siyavosh Dehghan, Nasser Rahmaninejad, Farahmand Rokni (Akhavi), Salamat Ranjbar, Hossein Sazvar, Ali Sattari, Jamal Sajadi, Faraj Sarkoohi, Kiyoomars Soltanabadi, Hedayat Soltanzadeh, Akbar Soori, Akbar Seyf, Bahram Hosseini-Shokrani, Majid Abdolrahimpoor, Nader Ossare, Reza Azimzadegan, Reza Allamehzadeh, Fatemeh Gharavi, Ali Toloo, Mehdi Fatapoor, Asghar Fattahi, Masood Fathi, Hassan Fakhari, Vajihe Ghassemi, Bagher Gholyani, Parviz Ghelitchkhani, Sharam Ghanbari, Mehdi Kazemi, Esfandyar Karimi, Behzad Karimi, Hassan Golshahi, Ali Larimi, Ahmad Mohammadi, Zargham Mahmudi, Morteza Mohit, Manootchehr Mokhtari, Ezat Mossalnejad, Behrooz Mottalebzadeh, Amir Mambini, Mohammad Reza Mahjooriyan, Asharf Mirhashemi, Nahid Nazemi, Hamid Naimi, Zohre Naimi, Davood Navaniyan, Parviz Navidi, Iraj Vahedipoor, Parvin Vahedipoor.

Der persisch sprachigen Internetseite akhbar-rooz.com entnommen. Die Übersetzung besorgte Ali Behrokhi



Dieser Artikel erschien in der Online-Ausgabe von die internationale Nr. 2/2020 (März/April 2020) (nur online). | Startseite | Impressum | Datenschutz