Haben Sie gerade 2 Milliarden Euro ungenutzt herumliegen? Wenn ja, dann hätten wir hier eine Investitionsmöglichkeit.
Phil Hearse
Coca-Cola, Eigentümer der Coffeeshop-Kette Costa Coffee, will sie loswerden. Analysten sprechen von einer Preisvorstellung von 2 Milliarden Pfund (2,3 Mrd. €), obwohl das Unternehmen wahrscheinlich für 1,5 Milliarden Pfund zu haben wäre.
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Was steckt also hinter dieser Entscheidung – ein erheblicher Abschlag auf die 3,9 Milliarden Pfund, die Coca-Cola im Jahr 2018 gezahlt hat? Die Hauptursache ist der Preisanstieg für die Kunden, der vor allem durch die Klimakrise verursacht wurde, die die Erzeuger in Brasilien, Vietnam und Kolumbien schwer getroffen hat.
Der Anstieg bei Ketten wie Starbucks, Pret a Manger und Costa war dramatisch. Die wahren Preise in Coffeeshops sind schwer zu ermitteln, da die „Premium“-Läden in den Innenstädten in der Regel höhere Preise verlangen, und an Verkehrsknotenpunkten wie Flughäfen und größeren Bahnhöfen sind die Preise noch viel höher. Starbucks gibt für einen tall latte (großen Milchkaffee) 3,65 £ an, aber dieser Preis ist schwer zu finden. In Stadtzentren liegt er wahrscheinlich näher an 4,50 £ und an Flughäfen weit über 5 £.
Für Büro- und Geschäftsangestellte – also Vollzeitbeschäftigte mit einem großzügigen sechswöchigen Urlaub – kostet der Kaffee auf dem Weg zur Arbeit inzwischen rund 900 Pfund (ca. 1050 Euro) pro Jahr. Es stimmt, man kann bei Starbucks verweilen und an einem Kaffee 90 Minuten oder länger trinken. Aber nicht, wenn Sie zur Arbeit eilen.
Der Klimawandel ist der Hauptfaktor, der die Preise in die Höhe treibt, aber ein weiterer ist der Anstieg der Düngemittelpreise, der durch die Störung der russischen Exporte verursacht wird – ein weiterer Weg, wie Putins Krieg in der Ukraine die Weltwirtschaft erschüttert hat. Hinzu kommt die Unterbrechung der Versorgung durch die Straße von Hormus, verursacht durch Huthi-Angriffe auf die Schifffahrt in Solidarität mit dem palästinensischen Volk.
Die Auswirkungen des Klimawandels auf Kaffee lesen sich wie ein Katalog der Auswirkungen der globalen Erwärmung. Brasilien, der weltweit größte Produzent von Arabica-Bohnen, hat große Fröste, Dürren und Stürme erlitten. Insbesondere Fröste haben junge Bäume vernichtet, deren Ersatz 20 Jahre in Anspruch nimmt. Die vietnamesische Robusta-Ernte – die Hauptbohne für Instantkaffee – wurde von Stürmen und Dürren heimgesucht. Kolumbiens Ernte hat ähnliche Unglücke erlitten. Experten schätzen, dass bis 2050 40 % der derzeit für Kaffee genutzten Flächen für den Anbau ungeeignet sein werden.
Costa Coffee soll sich in Gesprächen mit Apollo Global Management befinden, einer großen Private-Equity-Gruppe mit Beteiligungen in verschiedenen Branchen, der auch die Schnellrestaurantkette Waggamama gehört. Die drei Gründungspartner haben es Finanzriesen wie BlackRock und Vanguard ermöglicht, Minderheitsbeteiligungen zu übernehmen.
Was könnte Apollo in Costa sehen? Vielleicht einen abgespeckten Betrieb ausschließlich an erstklassigen Standorten – wie im Zentrum Londons und an Flughäfen –, wo Spitzenpreise verlangt werden können. Der Rest des Besitzes könnte stückweise veräußert werden. Eine andere Option wäre, einige Filialen in die Wagamama-Restaurantkette einzugliedern.
Diese Art von Veränderung ist in der Regel eine schlechte Nachricht für das Personal, da sie oft mit dem Wegfall von Arbeitsplätzen und einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen verbunden ist. Nicht, dass die derzeitige Situation brillant wäre. Vollzeit-Baristas in den großen Kaffeeketten verdienen knapp über dem nationalen Mindestlohn – rund 18 000 £ (21 000 €) pro Jahr bei einer 37,5-Stunden-Woche. Von dieser Summe kann man unmöglich leben, wenn die Durchschnittsmiete für eine Ein-Zimmer-Wohnung in London bei 1500 Pfund pro Monat liegt, während Zwei-Zimmer-Wohnungen im Durchschnitt 1900 Pfund kosten. In angesagten Gegenden sind die Mieten noch höher.
Für junge Menschen, die allein leben – oder sogar mit einem Partner, der auch nicht viel mehr verdient – sind die Lebenshaltungskosten erdrückend. Daraus ergeben sich zwei Konsequenzen: steigende Privatverschuldung, da die Menschen für ihre täglichen Ausgaben auf Kreditkarten angewiesen sind; und schlimmstenfalls die Obdachlosigkeit, insbesondere bei gering qualifizierten Männern mittleren Alters.
Der Rückzug von Coca-Cola aus dem Kaffeegeschäft ist Ausdruck einer Strategieänderung hin zu „gesünderen“ Getränken. Ende des 20. Jahrhundert überholte Kaffee den Tee in Großbritannien und beendete damit seine 200-jährige Herrschaft. Der regelmäßige Konsum von „Premium“-Kaffee – also alles, was über Instantkaffee hinausgeht – dürfte zunehmend der Mittelschicht vorbehalten sein.
2. September 2025
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