Gruppe der Aktivistinnen der Frauenbewegung Iran
Die erstmalige Aufstellung eines eigenen Frauenblocks, der von unabhängigen belutschischen Frauen bei den Straßenkämpfen organisiert worden war, ist ein Wendepunkt im Verlauf des gegenwärtigen Aufstands. Authentisch und selbstbewusst gelang es ihnen, alle sichtbaren und unsichtbaren Hindernisse zu überwinden, und sie unternahmen die ersten bedeutungsvollen Schritte. Die Stimmen und Schreie der belutschischen Frauen gegen die herrschenden Verhältnisse waren laut und für alle hörbar.
Wir hörten ihre Schreie ‒ die Stimme der Opfer gegen die Jahrhunderte alten religiös-patriarchischen Herrschaftsformen. Sie taten einen großen Schritt, um die aufgezwungenen Kleidervorschriften („Hijab“, „Burka“) vom Kopf und vom Gesicht zu reißen. Sie befinden sich auf dem Weg der Verwirklichung der Ideale der Befreiung, der Gleichberechtigung. Wir stehen mit ihnen Seite an Seite.
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Am Do. 24.11.2022 riefen die Arbeiter*innen der Crouse-Betriebe zum zweiten Mal (innerhalb der letzten 6-8 Wochen, Anm. d. Übers.) zu einem Proteststreik auf. (Die Firma Crouseistder größte Produzent von Maschinenersatzeilen Irans mit ca. 12.000 Beschäftigten – ein beachtlicher Teil davon sind Frauen; Anm. d. Übers.) Zu den Hauptforderungen der Streikenden gehörten u.a.: Grundlegende Änderung der an die Zeit der Sklaverei erinnernden Arbeitsverhältnisse und Vertragsabschlüsse. Der wichtigste Punkt bei dieser Protestaktion war jedoch, die bewusste und aktive Teilnahme von Hunderten Arbeiterinnen und Technikerinnen am Streik.
Abgesehen von den unzumutbaren Bedingungen bei der Schichtarbeit, der nicht regelmäßigen Auszahlung der Löhne und Gehälter und der niedrigen Entlohnung müssen die weiblichen Beschäftigten dieser Firma weitere diskriminierende Regelungen wie „nicht heiraten“, „keine Kinder bekommen“ und „die vorgeschriebene Kleidungsvorschriften befolgen“ hinnehmen. Diese „Vorschriften“ sind bei Arbeitsaufnahme per Unterschrift zu bestätigen. Bei der Nichtbeachtung oder Verletzung dieser Vorschriften droht die Entlassung.
Trotz gnadenlos herrschender Sicherheitsvorkehrungen und der drohenden Gefahr der Entlassung und Arbeitslosigkeit standen die Frauen von Anfang an in den ersten Reihen der Streikfront. Sie eigneten sich dabei neben der Kunst der Organisierung wertvolle praktische Erfahrungen an. Damit können sie an der Seite der Frauenbewegung in Belutschistan und Kurdistan Wegweiserinnen in eine Welt sein, die im Herzen der Parole „Frau, Leben Freiheit“ vorborgen ist.
Dies sind keine alltäglichen Ereignisse sondern große Schritte einer neuen internationalen Bewegung zur Befreiung der Frau und der Menschheit.
30.11.2022 |
Dieser Artikel erschien in der Online-Ausgabe von die internationale Nr. 1/2023 (Januar/Februar 2023) (nur online). | Startseite | Impressum | Datenschutz