Nachruf

Leni Jungclas (1917-2009)

Am 28. Juni hat in Köln das Herz einer großen Kämpferin aufgehört zu schlagen. Unsere Genossin Helene (Leni) Jungclas ist tot.

Lenis Leben ist eng mit der Nachkriegsgeschichte der IV. Internationale in Deutschland verbunden. Am 22. August 1917 wird sie in Köln geboren. Ihr Vater Willi Perz ist linker Sozialdemokrat, Betriebsrat und seit 1932 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP). Bereits 1929 schließt sie sich der Freidenkerjugend an. Als Vierzehnjährige tritt sie 1931 dem Sozialistischen Jugendverband bei, der SAP-Jugendorganisation. Sie ist das jüngste Mitglied. Leni erlernt den Beruf der Putzmacherin. Nach 1933 ist sie im Widerstand gegen die Nazis aktiv. Sie entgeht aber zum Glück der Verfolgung durch die Gestapo.

1945 tritt sie wie viele SozialistInnen in die SPD ein. 1947 schließt sie sich der Vierten Internationale an. Seit 1950 lebt sie mit Georg (Schorsch) Jungclas zusammen. Jakob Moneta erinnert sich später: „In Köln hatte sich Schorsch... niedergelassen, der sozusagen die kleine deutsche trotzkistische Bewegung auf seinen Schultern trug. Vergessen wird jedoch hinzufügen, daß es Leni war, die Schorsch auf ihren Schultern getragen hat.”

      
Mehr dazu
Wilfried Dubois: Leni Jungclas (1917–2009), Inprekorr Nr. 454/455 (September/Oktober 2009)
hn: Leni Jungclas (1917–2009), Inprekorr Nr. 452/453 (Juli/August 2009) (nur online)
Jakob Moneta: Leni Jungclas zum Achtzigsten, Inprekorr Nr. 311 (September 1997)
 

Sie beschreibt das selbst: „Wirtschaftlich konnten wir uns dadurch über Wasser halten, daß ich als selbständige Putzmacherin... [und] später ... [als Büroangestellte] gearbeitet habe.” Ihre Wohnung und ihr Hutgeschäft sind die „Zentrale” der Sektion. Auch mühselige Organisationsarbeit kann sie nicht schrecken.

Nach dem Tod von Schorsch im Jahr 1975 plant Leni einen mutigen Schritt. Sie zieht in das kleine Dorf Thalhausen. Ihr dort erworbenes Häuschen stellt sie der Sektion als Schulungsheim zur Verfügung.

Alle Wendungen der großen Geschichte und der kleinen deutschen Sektion haben Leni nicht resignieren lassen. Noch im September 2008 meldet sie sich telefonisch aus Köln. Sie will unbedingt an der Konferenz „70 Jahre IV. Internationale” in Mannheim teilnehmen. Leider verhindert ihr Gesundheitszustand dieses Wiedersehen.

hn



Dieser Artikel erschien in der Online-Ausgabe von Inprekorr Nr. 452/453 (Juli/August 2009) (nur online). | Startseite | Impressum | Datenschutz