Politisches Komitee von Solidarity
„Besetzt Wall Street“ ist das Beste, was Amerika seit Beginn der Wirtschaftskrise passiert ist. Besetzungen verbreiten sich. Wir stehen auf und wehren uns. Und wir zeigen, dass eine andere Art des Zusammenlebens möglich ist.
Wir sind eine Bewegung der Unterdrückten. Wir sind Arbeitslose, Obdachlose, Ex-Häftlinge, Penner und Unterdrückte. Wir heißen die willkommen, die diskriminiert werden, und diejenigen, die ausgestoßen sind. Das ist die Bedeutung von Demokratie. Und wir bauen eine unabhängige Bewegung auf, die für Demokratie kämpft.
Es gibt hier alle möglichen Leute, Menschen jeder Rasse und Religion, Männer und Frauen, LGBT und Normalos, Leute jeglichen Alters, die hier zusammen kommen, um eine mächtige Kraft zu schaffen, die sich der Gier und der Korruption der Wall Street und Washingtons widersetzt.
Wir begannen nicht erst gestern. Frühere Proteste von Gewerkschaften und Gemeinden und Besetzungen wie die von Bloomberville stießen auf taube Ohren. Jetzt werden wir täglich stärker. Die ganze Welt schaut zu und die Gewerkschaften und Bewegungen für soziale Gerechtigkeit New Yorks sind dazugestoßen. Wer heute demonstriert, ist dazu eingeladen, zu besetzen oder wiederzukommen, wenn er/sie kann.
Wir wissen, dass heute die Banken und Konzerne Amerika beherrschen. Wir wissen, dass die Vorstände der Konzerne und Börseninsider im Geheimen mit den Republikanern und Demokraten zusammenarbeiten, um zu bestimmen was geschehen soll. Zusammen bestimmen sie die Spielregeln – und machen die Profite. Wir zahlen. Es ist Zeit, das zu beenden.
Wir brauchen eine neue Verteilung des Reichtums in diesem Land. Wir müssen Arbeitsplätze für alle mit einem Einkommen schaffen, das zum Leben reicht. Wir brauchen kostenfreie Bildung und medizinische Versorgung für alle. Und das ist auch möglich. Wir müssen anfangen, indem wir die Kriege im Irak und in Afghanistan beenden, alle Soldaten und Soldatinnen nach Hause holen und die vielen hundert Militärstützpunkte weltweit schließen. Am wichtigsten: Wir müssen das System ändern.
Die „Erklärung der Besetzung von New York City“, die am 30. September angenommen wurde, klagt die Konzerne an, dass sie verantwortlich seien für Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Umweltzerstörung und Imperialismus. Die Erklärung beschreibt die Schäden, die das kapitalistische System in den Vereinigten Staaten und im Rest der Welt angerichtet hat.
Wall Street ist das Zentrum des globalen Kapitalismus. Hier blicken wir der Spinne ins Auge – aber wir wissen, dass nicht die Spinne das Problem ist – das Problem ist das Netz.
Im Moment schlagen wir symbolisch gegen das Herz des Systems hier in Wall Street. In der nächsten Zeit müssen wir uns daran machen eine Bewegung zu schaffen, die dieses System in eines umwandelt, das auf wirklicher Gleichheit und Demokratie basiert. Jeder Mensch in unserem Land – und auch in der restlichen Welt – hat Anrecht auf ein anständiges Leben. Es sind die Finanzinstitutionen, die in Wall Street konzentriert sind, die dieser Möglichkeit entgegenstehen. Es ist das Netz, das dem entgegensteht: Kapitalismus.
Wir müssen unsere Bewegung stärken. Sie bezieht ihre Kraft nicht nur aus den teilnehmenden Individuen, sondern aus den Verbindungen zu unseren Familien, Freunden, Gemeinden, Arbeitsplätzen, Gewerkschaften, Schulen und religiösen Gemeinschaften. Wir müssen diese Gruppen zu einer sozialen Kraft und einer politischen Bewegung zusammenbringen, die auf der Solidarität zwischen der Arbeiterklasse und allen Unterdrückten beruht.
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Nicht ihre Politik. Nicht die Banker und Bosse. Nicht Demokraten und Republikaner.
Unsere Politik ist die Politik derjenigen Menschen, die erkannt haben, dass sich etwas ändern muss. Unsere Bewegung besteht aus jungen Menschen ohne Arbeit, die sich die Schule nicht leisten können. Es muss eine Bewegung von arbeitenden Menschen sein, die ihre Arbeitsplätze verloren haben; von Familien, die ihre Wohnungen verloren und von Farbigen, die niemals alle Möglichkeiten hatten. Wir arbeiten zusammen, um eine Kraft aufzubauen, die ein neues demokratisches System schaffen und Gerechtigkeit in unsere Gesellschaft bringen kann.
Wie fantastisch und aufregend, dass wir hier sind. Wir müssen von den ÄgypterInnen auf dem Tahrir Platz lernen, von den Indignad@s auf den Plätzen Spaniens und den ArbeiterInnen Winsconsins. „Occupy Wall Street“ hat zu „Occupy“-Bewegungen im ganzen Land geführt. Wir sind Teil einer internationalen Bewegung für Demokratie und soziale Gerechtigkeit weltweit. Wir sind Teil einer neuen Bewegung, die die Geschichte und die Richtung, in die sich die Welt entwickelt, ändern kann. Eine Bewegung, die den Planeten und seine Bewohner/-innen durch Schaffung eines anderen Systems retten kann.
5. Oktober 2011 |
Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 6/2011 (November/Dezember 2011).