Israel/Iran

Erklärung aus der iranischen Opposition

Angesichts der momentan instabilen und gefährlichen Lage im Iran und in der Region sehen es die unterzeichnenden Organisationen aus der iranischen Arbeiterbewegung als ihre Pflicht an, eine gemeinsame Position zu beziehen.

Die iranischen Arbeiter:innen – ob in Betrieben oder als Lehrer, Krankenschwestern, Rentner:innen oder sonstige Lohnabhängige – hatten nie ein Interesse an Krieg, zunehmender Militarisierung, der Bombardierung des Landes oder einer autoritären und ausbeuterischen Politik und werden es auch nie haben.

 

Bombenangriff auf Teheran

Patrick-Lumumba-Straße, 13.06.2025, Foto: Naser Jafari, Tasnim News Agency

Die israelischen Militärangriffe und die Bombardierung Hunderter Ziele in verschiedenen Regionen des Irans, darunter Infrastruktureinrichtungen, Arbeitsplätze, Raffinerien und Wohngebiete, sind Teil einer Kriegspolitik, für die die Bürger:innen, insbesondere die Lohnabhängigen, mit ihrem Leben und ihren Lebensgrundlagen bezahlen müssen.

Israels Behauptung, es verspüre keine Feindschaft gegenüber dem iranischen Volk, ist nichts als Lüge und politische Propaganda. Noch gestern hat der israelische Verteidigungsminister [Israel Katz] damit gedroht, „Teheran niederzubrennen“. Die wiederholten Drohungen Trumps und anderer US-Vertreter sowie die uneingeschränkte Unterstützung solcher Aktionen durch die westlichen Regierungen haben für noch mehr Spannungen, Unsicherheit und Zerstörung in der Region gesorgt.

Die israelische und die US-amerikanische Regierung sind die Hauptverantwortlichen für den anhaltenden Völkermord in Gaza und viele andere Verbrechen in der Region und auf der ganzen Welt. Die Vereinten Nationen und die internationalen Institutionen, die sich heuchlerisch als Friedensstifter präsentieren, während sie zu diesen Gräueltaten schweigen, sind Teil desselben Herrschaftssystems. Das gesamte globale kapitalistische System, seine profitorientierte Logik und sein imperialistisches Machtstreben sind die Hauptursachen für Kriege, menschliche Katastrophen und Umweltzerstörung.

Die iranische Arbeiterklasse hat von diesen Kriegen nichts Gutes zu erwarten, vielmehr bedrohen sie direkt ihr Leben und ihre Sicherheit. Die anhaltenden Wirtschaftssanktionen, die massiven Rüstungsausgaben und die weitere Einschränkung der Freiheiten führen zu noch mehr Armut, Unterdrückung, Hunger, Tod und Vertreibung für Millionen von Menschen.

Als unabhängige iranische Gewerkschaften, Basisorganisationen und Aktivist:innen teilen wir nicht die Illusion, dass die USA und Israel uns Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit bringen wollen, genauso wenig wie wir uns Illusionen über das regionale Vormachtstreben und die repressiven und arbeiterfeindlichen Praktiken der Islamischen Republik machen.

Seit vielen Jahren zahlen wir als iranische Arbeiter:innen einen hohen Preis, um minimale Rechte und elementare Lebensbedingungen zu erzielen. Dabei werden wir inhaftiert, gefoltert, hingerichtet, entlassen, bedroht und verprügelt, und zudem wird uns verweigert, uns organisieren, versammeln und unsere Meinung frei äußern zu dürfen.

Die Arbeiter:innen unseres Landes sind zu Recht wütend und angewidert vom Regime der Islamischen Republik und von den Kapitalisten, die über vier Jahrzehnte lang auf unserem Rücken astronomische Reichtümer angehäuft haben, während wir permanent rechtlos und prekär gehalten werden. Alle Verantwortlichen und Institutionen, die bei der Unterdrückung und Ermordung von Arbeitern, Frauen, Jugendlichen und Minderheiten im Iran mitgewirkt haben, müssen von diesen unterdrückten Menschen selbst vor Gericht gestellt und abgeurteilt werden.

      
Mehr dazu
Büro der Vierten Internationale: Israel jetzt stoppen!, die internationale Nr. 4/2025 (Juli/August 2025) (nur online). Auch bei intersoz.org. Auch bei intersoz.org.
Büro der Vierten Internationale: Schluss mit der Blockade von Gaza!, die internationale Nr. 4/2025 (Juli/August 2025) (nur online). Auch bei intersoz.org. Auch bei intersoz.org.
Houshang Sepehr: Die Frau und der Aufstand im Iran, die internationale Nr. 4/2023 (Juli/August 2023).
Yassamine Mather: Vorsicht vor den falschen Freunden, die internationale Nr. 6/2022 (November/Dezember 2022).
Büro der Vierten Internationale: Solidarität mit der Protestbewegung im Iran, die internationale Nr. 6/2022 (November/Dezember 2022).
 

Unser Kampf als Arbeiter:innen ist ein sozialer und ein Klassenkampf, den wir aus eigener Kraft fortsetzen und dabei die Bewegungen der letzten Jahre, insbesondere für „Brot, Arbeit, Freiheit“ und „Frau, Leben, Freiheit“ aufgreifen. Dabei streben wir nach der Unterstützung der internationalen Arbeiterklasse und aller Kräfte, die sich als humanistisch, freiheitsliebend und egalitär verstehen.

Der gegenwärtige Krieg wird zu weiteren Zerstörungen, irreversiblen Umweltschäden und menschlichen Katastrophen führen. Die Arbeiterklasse und die unterprivilegierten Bevölkerungsgruppen im Iran gehören ebenso wie die Unterdrückten in anderen Ländern der Region zu den Hauptopfern dieses Krieges.

Die unterzeichnenden Organisationen rufen alle Gewerkschaften, Menschenrechtsorganisationen, Umweltaktivist:innen und Pazifist:innen auf der ganzen Welt dazu auf, sich zusammenzuschließen und ein sofortiges Ende des Krieges, der Bombardierungen, der Massaker an Unschuldigen und der Umweltzerstörung zu fordern und die Kämpfe des iranischen Volkes und der Region zu unterstützen, um Völkermord, Kriegstreiberei und Unterdrückung zu beenden.

Die Völker des Nahen Ostens müssen die verheerenden Spannungen und Konfrontationen zwischen den regionalen und globalen Mächten beenden und einen gerechten und dauerhaften Frieden schaffen; einen Frieden, der es ihnen ermöglicht, ihr eigenes Schicksal durch die Organisation und Mobilisierung der Massen auf der Straße und in Versammlungen mit direkter Beteiligung aller Betroffenen zu bestimmen.

Daher fordern wir:


Unterzeichnende Organisationen und Gruppierungen:
Gewerkschaft der Arbeiter:innen des Busunternehmens Vahed (Teheran und Umland), Gewerkschaft der Zuckerrohr-Arbeiter:innen von Haft Tapeh (Chusistan), Arbeiter:innen in Rente von Chusistan,Union der Rentner:innen (Ettehad Bazneshastegan), Koordinationskomitee zur Unterstützung bei Gewerkschaftsgründungen, Gruppe von Rentnervereinigungen
17. Juni 2025
Quelle: A l’encontre
Übersetzung: MiWe



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