Israel/Palästina

25 Jahre zionistischer Staat

Nathan Weinstock


Vom Ghettoaufstand zur Schaffung des zionistischen Staates


In einem Abstand von wenigen Wochen wird man in diesem Jahr den Jahrestag von zwei bedeutenden Ereignissen der Gegenwartsgeschichte des jüdischen Volkes feierlich begehen: den 30. Jahrestag des Warschauer Ghettoaufstandes und den 25. Jahrestag der Ausrufung des Staates Israel. Das Zusammentreffen ist nicht zufällig, denn die beiden historischen Daten sind eng miteinander verbunden. Das eine steht – mit dem Schicksal der Juden – als Symbol für den entsetzlichen Zustand der Menschheit unter der Nazibarbarei. Das andere findet gerade durch diese Leiden seine Erklärung: Auschwitz war notwendig gewesen, um die jüdischen Massen – und mit ihnen zusammen die öffentliche Meinung des Westens – in das zionistische Lager übergehen zu lassen. Zur gleichen Zeit aber und in welch schroffem Gegensatz dazu! Das Warschauer Ghetto – das sind die Überlebenden des Völkermords am polnischen Judentum, die Verkörperung der Menschenwürde, die, auch ohne unmittelbare Hoffnung, der Unterdrückung Widerstand leisten. Ein Aufstand, aus dem die ganze Menschheit größer hervorgeht; eine Heldentragödie, die schon die Siege der indochinesischen Revolution vorausahnen lässt, welche unter anderen, günstigeren Umständen über den bestialischen Imperialismus siegen konnte. Die Schaffung des Staates Israel verkörpert dagegen den geistigen Niedergang dieser gleichen jüdischen Gemeinde, die zum kolonialen Unterdrücker auf arabischer Erde geworden ist und ein ganzes Volk, die Palästinenser, ins Exil treibt, zur Heimatlosigkeit verurteilt und an den Bettelstab bringt. Die Kader der „sozialistischen“ Jugendbewegungen, die an der Seite ihrer Genossen aus der jüdischen Arbeiterbewegung von Anfang bis Ende die jüdische Kampforganisation im Warschauer Ghetto geleitet haben, verwirklichten in der Aktion die großartige historische Mission des jüdischen Geistes in der modernen Welt. Köpfe wie Spinoza, Freud und Einstein – aus einer Gemeinde hervorgegangen, die als Verbindungsglied zwischen verschiedenen Kulturen diente – haben die überlieferten Werte einer Kritik unterzogen. Ein Marx, eine Rosa Luxemburg, ein Trotzki haben diesen Prozess konsequent zuendegeführt, indem sie die Ideologie und das Kampfinstrument des Proletariats schmiedeten, indem sie – ausgehend von der besonderen Lage der Juden – den Weg zur Emanzipation der Menschheit aufzeigten: die revolutionäre Aktion der bewussten Arbeiter. Der Aufstand der Überlebenden des Warschauer Ghettos (und vieler anderer zu Unrecht unbekannt gebliebener Ghettos) gehört in diese stolze Tradition hinein. Er gehört zu den Höhepunkten der Geschichte, er stellt die prometheische Dimension der jüdischen Tradition dar. Er hat seiner Generation gezeigt, daß der Mensch kämpft und sich nie selbst aufgibt.


Ein heldenhafter Aufstand – aber ohne Erben


Es gibt keine jüdische Gemeinde in Polen mehr, die sich um das Denkmal des Ghettos sammeln könnte. Das bürokratische Regime in Warschau hat das Land von Juden „gereinigt“, wobei es sich auf den alten reaktionären Antisemitismus stützte – bei dem Versuch, die in gesellschaftlichen Missständen wurzelnde Wut der geprellten Arbeiter einzudämmen, eine Wut, die später in der Revolte in den baltischen Häfen gewaltsam zum Ausbruch kam. Der Jahrestag des Ghettoaufstandes wird von keiner jüdischen Tageszeitung in der UdSSR gewürdigt werden, denn die jüdische Gemeinde in der UdSSR ist seit der Deportation der jüdischen Schriftsteller im Jahre 1952 ohne eigenes kulturelles Leben und sie ist subtilen und verschiedenartigsten Formen der Diskriminierung unterworfen, die sie zur Auswanderung treibt. Auch im Westen haben die Erinnerungsfeiern eine falsche Note: die bestallten Führer des „jüdischen Establishments“ sind eng mit der jeweiligen Macht verbunden. Sie sind zu stark mit der Organisierung der pro-israelischen Lobby beschäftigt, um an Aufstandstraditionen Interesse zu haben; sie sind zu sehr in das Räderwerk des Ausbeutungssystems einbezogen, um das Band zu erkennen, das den Aufstand des Warschauer Ghettos mit der Revolution verknüpft. Sie stehen nicht im Lager derjenigen Menschen, die um ihre Würde-kämpfen.

Das Denkmal, das zu Ehren des Kornmandanten des Ghettoaufstandes, MORDECHAI ANILEWICZ, errichtet wurde, steht in Israel in einem Kibbuz, dessen Namen die Erinnerung an ihn wachruft: Yad Mordechai. Dieses „sozialistische“ Dorf ist als militärischer Vorposten an der Grenze (von 1948) errichtet worden. Gegenwärtig hat es auf wirtschaftlichem Gebiet die Vorherrschaft über die Ausbeutung der palästinensischen Arbeitskräfte, die aus dem Gazastreifen geflüchtet sind, und vornehmlich über die der arabischen Kinder im Schulalter.

Welch ein Symbol! Welch ein Hohn!


Konstanten des zionistischen Plans


Der zionistische Plan, die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina, implizierte von vornherein die Weigerung, den Antisemitismus dort zu bekämpfen, wo er sich zeigte, sowie das Anfachen eines jüdischen Chauvinismus, als Gegengewicht zum umgebenden Rassismus. Er setzte notwendigerweise die Enteignung der Bewohner des Gelobten Landes voraus. Das hatte THEODOR HERZL, der Theoretiker der zionistischen Bewegung, gut begriffen, als er in seinem „Tagebuch“ (unter dem Datum vom 12. Juni 1895) eintrug, dass man sich „bemühen müsse, den ärmsten Teil der (eingeborenen) Bevölkerung – ohne dabei allzu viel Staub aufzuwirbeln –, auf die andere Seite der Grenze zu bringen, indem man ihm im Ankunftsland Arbeit anbietet, ihm aber jede Arbeit in unserem eigenen Lande verwehrt“, In einer Tagebuchnotiz vom selben Tag heißt es, man müsse „einen besonderen Tropenhelm, ähnlich dem Stanleys, für die Einweihungsfeierlichkeiten der Kolonisation bereithalten“.

 

Mordechai Anilewicz

Denkmal in Yad Mordechai, Israel (Foto: Liam Getreu)

Klarsehende Köpfe hatten die Zionisten vor den Konsequenzen ihres Unternehmens gewarnt. So z. B. der Schriftsteller AKHAD HA' AM, Anhänger eines „geistigen“ jüdischen Zentrums in Palästina (jedoch nicht einer politischen Organisation), der bereits 1891 den palästinensischen Widerstand voraussagte. 1936 gab Dr. RUPPIN, ein angesehener Soziologe und einer der Hauptförderer des zionistischen Unternehmens, zu, dass wegen der Feindseligkeit der arabischen Massen ein „fortdauernder Kriegszustand mit den Arabern“ unvermeidlich sei. Der offen zum Faschismus neigende Flügel der zionistischen Bewegung, von JABOTINSKY angeführt, hatte die Sache von Anfang an begriffen. Es gäbe — so führte er aus – keine grundlegenden Unterschiede zwischen „vegetarischen“ und „fleischfressenden“ Zionisten. Man müsste nur noch darüber diskutieren, ob man sich auf die englischen Bajonette stützen solle, um das Land zu kolonisieren, oder ob man lieber die Siedler direkt bewaffnen solle. Von seinem Standpunkt aus hatte er Recht; Schon 1940 zog JOSEPH WEITZ, der für die zionistische landwirtschaftliche Kolonisation verantwortlich war und sich gleichzeitig als „sozialistischer“ Zionist bezeichnete, die Schlussfolgerung, dass „es keinen anderen Ausweg gäbe, als alle Araber – ausnahmslos alle – von hier in die Nachbarländer zu überführen. Kein einziges Dorf, kein einziger Stamm, dürfe an Ort und Stelle gelassen werden“ (Dawar, 29.9.1967).

Die Enteignung der Palästinenser, notwendige Voraussetzung des zionistischen Profits, setzt sich heute mit der Kolonisation der eroberten Gebiete fort. MOSCHE DAYAN gab dies mit der ihm eigenen brutalen Offenheit zu: „Im Laufe der letzten hundert Jahre hat unser Volk den Prozess des Aufbaus des Landes und der Nation, der Expansion, der Niederlassung von immer mehr Juden, der Errichtung von immer mehr Siedlungen, der Kolonisierung zur Erweiterung der Grenzen bis zu diesem Punkt durchlaufen. Und kein Jude soll wagen zu behaupten, dass wir am Ende dieses Prozesses angelangt seien. Keiner soll etwa sagen, dass wir uns dem Ende unseres Weges nähern“ (Rede, die auf den „befreiten“ syrischen Golanhöhen gehalten wurde; im MA' Ariv vom 7.7.1968 abgedruckt).


Bilanz einer Kolonisation


Das war also das Programm, auf das sich die zionistischen Führer festlegten, als sie die Geburt des zionistischen Staates vor jetzt 25 Jahren in Tel Aviv verkündeten. Bezüglich des Libanons kann man in einem Bericht, der von Dr. SCHAHAK, dem Vorsitzenden der israelischen Liga für Menschenrechte, verbreitet wurde, folgendes lesen: Seit 1948 sind innerhalb der israelischen Grenzen folgende Dörfer zerstört, folgende Stämme vertrieben worden:

Zahl der zerstörten arabischen Dörfer

Distrikte

Zahl der arabischen Dörfer 1948

Zahl der zerstörten arabischen Dörfer

Jerusalem

33

29

Bethlehem

7

7

Hebron

16

16

Jaffa

23

23

Ramleh

31

31

Lydda

28

28

Jenin

8

4

Tul-Karem

33

21

Haifa*

43

35

Akko

52

20

Nazareth

26

6

Sa fad

75

68

Tiberias

26

23

Beisan

28

28

Gaza

46

46

Insgesamt

475

385

(*) Etwa 10 Stämme, die sich dort aufhielten, sind verschwunden.

Weiterhin sind aus dem Distrikt BEERSCHEWA, wo man zur Zeit der Geburt des jüdischen Staates 5 Stämme mit insgesamt 73 Unterstämmen zählte, drei Viertel von ihnen vertrieben worden. Bei dem Stamm EL-AZAZMEH z. B. datiert die Vertreibung aus den Jahren 1953/54 (erheblich nach den Feindseligkeiten); ihr ging ein Blutbad an den Frauen und Kindern voraus, das von der berüchtigten „Einheit 101“ der israelischen Armee mithilfe von Maschinengewehren angerichtet wurde.

UN-Teilungsplan 1947

Grafik: Liam Getreu

 

Selbst die Drusen, eine religiöse Gemeinschaft in Palästina, die mit den Zionisten zusammengearbeitet hatten (sie stellten Mannschaften für die berüchtigte „Frontpolizei“), sind nicht verschont worden: 60 % ihres Bodens wurden expropriiert (s. HA' ARETZ, 8.2.1971).


Die Enteignung wird weitergehen


Diese Bewegung wird unweigerlich weitergehen, denn das israelische Kapital sucht in den besetzten Gebieten verzweifelt nach neuen Märkten. Von daher stammt die dem „Jüdischen Nationalfonds“ (zionistische Siedlungsorganisation) gewährte Genehmigung, Boden in Transjordanien [dem Gebiet östlich des Jordans – d. Red.] zu erwerben.

Auch das demographische Gleichgewicht verlangt nach dieser Lösung. Nach den Vorausberechnungen von Prof. ARENS – in seinem Bericht im ISRAEL ECONOMIST (Sept. /Okt. 1972, S. 234) – wird sich, trotz der Vertreibung von mehr als einer Million Flüchtlingen, die jüdische und arabische Bevölkerung innerhalb der neuen israelischen Grenzen folgendermaßen entwickeln:

Grenzen

Flächeninhalt

paläst. Bev.

Anteil d. Juden

Von 1948 + arab. Jerusalem

20 600 km2

400 000

86 %

Annektierung von ganz Transjordanien

27 400 km2

1 400 000

64 %

Die zionistischen Führer müssen also entweder eine totale Annektierung vornehmen, was politisch eine Form von Apartheid bedeutet (in NAHRIYA baut man bereits für Juden und Araber getrennte Entbindungsanstalten – Plan DAYAN), oder ein Maximum an Gebieten mit einem Maximum an Einwohnern annektieren (Plan ALON).

Aber selbst, wenn eine starke jüdische Einwanderung (50 000 pro Jahr) in Rechnung gestellt wird, wäre im Falle einer totalen Annektierung der Prozentsatz der Araber infolge ihrer hohen Geburtenrate im Jahre 1982 zu hoch:

Grenzen

Paläst. Bev.

Anteil der Juden

Von 1948 + arab. Jerusalem

595 000

86 %

Annektierung von ganz Transjordanien

2 085 000

63 %

 

Vertreibung der Araber

Tantura, 1948 (Foto: Benno Rothenberg /Meitar Collection / National Library of Israel / The Pritzker Family National Photography Collection)

Man begreift also, warum der („sozialistische“) General KABINE dafür ist, Bedingungen für eine massive Verdrängung der Palästinenser zu schaffen, und dass der General YADINE (noch ein „sozialistischer“ Zionist) seine Zustimmung zu dieser Lösung gibt, die er die „Endlösung“ des Problems (MAARIV, 16.2.1973) zu nennen wagt.


Die Verantwortlichen


So sieht in seiner zynischen Realität das wirkliche Gesicht des Zionismus aus. Nicht die Befreiung des jüdischen Volkes, noch die Verwirklichung der Selbstbestimmung der israelischen Massen, sondern die Institutionalisierung einer Vorherrschaft der Israelis über die Araber, ein besonderer kapitalistischer Ausbeutungsprozess mit kolonialem Inhalt. Sind etwa die Israelis in ihrem Superghetto à la Fort Chabrol frei? Sind die von der Diskriminierung heimgesuchten orientalischen Juden frei? Sind etwa die israelischen Arbeiter frei, die unter der Fuchtel einer gierigen Kapitalistenklasse, die von einer arbeiterfeindliche Maßnahmen ausheckenden Arbeiterbürokratie assistiert wird, leben müssen? Und bei der Schaffung dieses kolonialen Bollwerks, dem imperialistischen Brückenkopf innerhalb der arabischen Welt, haben die USA – die in die Kassen des zionistischen Staates Milliarden von Dollar fließen ließen – sich als konsequente Imperialisten erwiesen. Aber der erste Staat, der Israel anerkannt hat, ist die Sowjetunion gewesen. Und auf Befehl Stalins hat die CSSR 1948 dem neuen Staat Waffen und Messerschmidt-Flugzeuge geliefert. Damit ist die Sowjetbürokratie voll für die Tragödie des palästinensischen Volkes verantwortlich, und das, Genossen Maoisten, geschah noch reichlich bevor der Revisionist Chruschtschow an die Macht kam! Warum auch hätte sich Chruschtschow über das Schicksal der Palästinenser aufregen sollen, wo doch den Krimtartaren, vom kleinen Vater der Völker massenhaft deportiert, noch immer das Recht auf die Rückkehr in ihre Heimat verwehrt wird? Die stalinistische Entartung hat ihre eigenen Palästinenser …


Der Sinn einer Tradition


Wirklich und ohne Übertreibung war es 1947, zum Zeitpunkt der Teilung Palästinas, allein die IV. Internationale in der gesamten Arbeiterbewegung, die unerbittlich den zionistischen Kolonialismus bekämpft hat – einen Kampf, den sie niemals aufgehört hat, konsequent weiterzuverfolgen, genauso wie sie ein Vorposten für die Unterstützung der arabischen Revolution, besonders während des Algerienkrieges, gewesen ist.

      
Mehr dazu
Interview mit Rudolf Segall: Palästina als Zufluchtsort für jüdische Flüchtlinge, Inprekorr Nr. 347 (September 2000).
Jakob Taut: Über den Charakter des Zionismus und der palästinensischen Befreiungsbewegung, Inprekorr Nr. 342 (April 2000).
Jakob Taut: Das Ziel muss ein geeinigter Staat sein, Inprekorr Nr. 267 (Januar 1994).
Position der IV. Inter­nationale zur Palästina-Frage, Inprekorr Nr. 29 (1. März 1974).
Interview mit Micha [Jakob Taut]: Zur Entwicklung des Trotzkismus in Palästina, Inprekorr Nr. 19 (15. September 1972).
Interview mit Arie Bober: Der Kampf von „Matzpen“ in Israel, Inprekorr Nr. 4 (15. Juni 1971).
Nathan Weinstock: Palästina, Zionismus, Israel: Mythos und Wirklichkeit (1969), Inprekorr Nr. 239 (September 1991).
 

In einem Editorial der Zeitschrift „Quatrième Internationale“ vom November 1947 lesen wir unter der Überschrift „Die Teilung Palästinas“: „Die Position der IV. Internationale zur Palästinafrage bleibt klar und eindeutig wie zuvor. Sie wird die Avantgarde sein im Kampf gegen die Teilung, für ein vereinigtes und unabhängiges Palästina, in dem die Massen durch die Wahl einer konstituierenden Versammlung souverän über ihr Schicksal bestimmen. Gegen die Effendis und die Agenten des Imperialismus, gegen die Manöver der ägyptischen und syrischen Bourgeoisie, die versuchen, den Befreiungskampf der Massen in einen Kampf gegen die Juden umzuwandeln, wird sie zur Agrarrevolution, zum antikapitalistischen und antiimperialistischen Kampf aufrufen, den wesentlichen Triebkräften der arabischen Revolution. Aber mit Aussicht auf Erfolg wird sie diesen Kampf nur führen können, wenn sie unzweideutig gegen die Teilung des Landes und gegen die Errichtung des jüdischen Staates Stellung bezieht …“

Heute können wir sagen – und wir sind stolz darauf —, dass die Existenz einer antizionistischen Front innerhalb der israelischen Bevölkerung selbst die Frucht der Kontinuität unserer Anwesenheit ist, die sich in Israel in den Aktionen unserer jüdischen und arabischen Kader, hervorgegangen aus der ehemaligen palästinensischen trotzkistischen Gruppe, verkörpert. Nichts geht in der Geschichte verloren. Der Aufstieg einer neuen Vorhut in den Reihen der israelischen Jugend ist das Ergebnis unser geduldigen Arbeit über viele Jahre hinweg. Und ebenso sind alle antizionistischen Gruppen Israels aus dem MATZPEN hervorgegangen, dessen theoretische Erfahrung die Arbeit unserer Genossen widerspiegelt. In gleicher Weise muss jede marxistische Analyse des jüdischen Problems notwendigerweise als Ausgangspunkt die bemerkenswerte Arbeit unseres Genossen Abraham LEON [1] nehmen.

Der Kampf innerhalb des hebräischen Bollwerks hat erst begonnen – mit erheblich größeren Kräften und einer widerstandsfähiger en Organisation als bisher, auch mit mehr Erfahrung, mit unseren Genossen, die sich innerhalb der MATZPEN (marxistisch) zusammengeschlossen haben und die den zionistischen Unterdrückungsapparat an seinen Fundamenten angreifen. In den arabischen Staaten, wo unsere Stützpunkte und Sektionen am Aufbau einer revolutionär-marxistischen Avantgarde arbeiten. Ein harter Kampf erwartet den, der danach trachtet – über ethnische und religiöse Scheidewände hinweg – die Basis einer Einheitspartei der arabischen Welt zu schmieden, welche Araber und nationale Minderheiten in einem gemeinsamen Kampf gegen den Imperialismus und seine lokalen Helfershelfer – zionistische und arabische — gegen die vielgestaltige Reaktion zusammenfasst.

Wenn man im Nahen Osten den Ghettokämpfern würdige Erben finden wollte, dann müssten wir sie in den Reihen der kämpfenden Palästinenser suchen, während die israelischen antizionistischen Kader ihrerseits das Erbe von Generationen jüdischer Denker und Kämpfer gegen Massenverdummung und institutionalisierte Verwirrung des Geistes übernommen haben. Im Kampf gegen den Strom, gegen den schlimmsten, den eigenen Chauvinismus setzen diese Genossen die große jüdische demokratische Tradition fort, die in so hohem Masse zum Fortschritt der Arbeiterklasse und der Menschheit beigetragen hat.

Aus La Gauche vom 11.5.1973



Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 27 (1. Juli 1973). | Startseite | Impressum | Datenschutz


[1] Abraham Léon: Die jüdische Frage. Eine marxistische Darstellung, Essen. 1995 (Arbeiterpresse-Verlag), ISBN 3-88634-064-3. Geschrieben wurde das Buch 1942. Die Erstausgabe erschien (im französischen Original) 1946. Digitalisat – Anm. d. Red.