Nahost

Israel will den Flächenbrand

Nachdem Israel sich selbst in eine Sackgasse getrieben und einen Krieg begonnen hat, in dem bisher über 40 000 Palästinenser:innen massakriert wurden, ohne dass es gelungen ist, die Hamas zu besiegen, provoziert das Regime eine Ausweitung des Kriegs auf den Iran und die Hisbollah. Damit sollen die USA involviert werden, weil es allein in dem Mehrfrontenkrieg nicht siegen kann.

Joseph Daher

Innerhalb weniger Stunden ermordete Israel den politischen Führer der Hamas, Ismail Hanija, und einen hochrangigen Militärkommandeur der Hisbollah, Fuad Schukr. Dass diese Hinrichtungen am 30. und 31. Juli in Teheran bzw. im Süden Beiruts stattfanden, signalisiert den Vorsatz Israels, die iranische und libanesische Souveränität zu verletzen und beide Akteure entlang seiner strategischen Ziele zu provozieren, auch wenn dies zu einer Ausweitung des Krieg führen könnte. Der israelische Angriff war nach der Ermordung von Saleh al-Aruri, dem stellvertretenden Vorsitzenden des politischen Büros der Hamas, der zweite Angriff auf die südlichen Vororte von Beirut seit dem 7. Oktober. Trotzdem hat sich die Hisbollah in Zurückhaltung geübt, indem sie keine Angriffe auf israelische Städte oder Zivilisten verübt hat.

 

Ismail Hanija

2022, Foto: Council.gov.ru (Ausschnitt)

Bereits einige Tage vor diesen Attentaten waren nach einem israelischen Angriff auf den jemenitischen Hafen Hodeidah neun Menschen getötet worden, als Vergeltung für einen Drohnenangriff der Huthis, einer mit Teheran verbündeten jemenitischen politischen Bewegung, bei dem ein Israeli in Tel Aviv getötet wurde. Die Huthis, die weiterhin Schiffe auf dem Weg durch den Golf von Aden stoppen und beschlagnahmen, haben als Reaktion auf den israelischen Angriff mit weiteren Angriffen gedroht.

Dementsprechend wurde auf dem G7-Ministertreffen am 4. August die Befürchtung geäußert, dass es zu einer „Regionalisierung der Krise, ausgehend vom Libanon“, kommen könnte, und alle Parteien wurden aufgefordert, eine Eskalation zu vermeiden. Die USA, Frankreich, Großbritannien und andere westliche Staaten haben sogar ihre Staatsangehörigen aufgefordert, den Libanon so schnell wie möglich zu verlassen, und im Libanon hielten der scheidende Premierminister Nadschib Miqati und mehrere Minister seines Kabinetts eine Reihe von Sitzungen ab, um zu bewerten, inwieweit die Verwaltungen auf eine Ausweitung des Krieges vorbereitet sind.

Diese regionalen Spannungen wachsen vor dem Hintergrund des völkermörderischen Krieges Israels, der mehr als vierzigtausend Palästinenser:innen das Leben gekostet hat. Inzwischen wurden die Verhandlungen über einen endgültigen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas auf den 15. August verschoben. Nach der Ermordung ihres Chefunterhändlers Hanija ist die Hamas zu Recht misstrauisch, ob Israel überhaupt die Absicht hat, ernsthafte Gespräche aufzunehmen. Hamas hat darauf bestanden, nicht an den Gesprächen teilzunehmen, solange Israel seine Operationen im Gazastreifen nicht einstellt, und fordert eine Rückkehr zu der von Präsident Joe Biden am 2. Juli vorgeschlagenen Waffenruhe.

Die israelische Unnachgiebigkeit hat das Risiko eines größeren Krieges weiter erhöht. Die Parteien, die in eine solche Konfrontation verwickelt wären, werden jedoch von ihren eigenen strategischen Interessen geleitet.


Der Spagat der Hisbollah …


Offizielle Vertreter des Irans und der Hisbollah haben geschworen, den Tod von Hanija und Schukr zu rächen. Irans oberster Führer, Ajatollah Ali Khamenei, drohte Israel mit „harter Bestrafung“, und ähnlich äußerten sich die Führer der Hisbollah. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte seinerseits, sein Land sei auf jedes Szenario vorbereitet, „sowohl defensiv als auch offensiv“.

Die USA haben ihrerseits zugesagt, ihre Präsenz in der Region zu erhöhen, um ihrem wichtigsten Verbündeten leichter Unterstützung bieten zu können. Dazu gehören mehr Kriegsschiffe mit „einer ballistische Raketenabwehr“ und „ein zusätzliches Geschwader von Kampfflugzeugen“. US-Regierungsvertreter haben außerdem angekündigt, dass die USS Abraham Lincoln und die USS Georgia, ein Flugzeugträger und ein U-Boot, in die Region entsandt werden, um die israelische Verteidigung zu unterstützen.

Der Generalsekretär der Hisbollah, Hassan Nasrallah, erklärte in einer Rede am 7. August, eine Woche nach der Ermordung von Schukr, dass die Antwort auf die Aggression gegen die südlichen Vororte von Beirut mit Sicherheit kommen und härter ausfallen werde als die Reaktionen auf frühere Attentate. Er machte deutlich, dass die Partei zwar „beherzt“, aber nicht unüberlegt handeln werde. Diese Zurückhaltung der Hisbollah beruht darauf, dass eine unüberlegte Reaktion Israel einen Vorwand für eine Ausweitung des Krieges liefern könnte.

Schon vor der Ermordung von Schukr hatten die israelischen Besatzungstruppen ihre Militäraktionen gegen den Libanon auf dessen gesamtem Hoheitsgebiet und nicht nur in den Grenzregionen kontinuierlich eskaliert. Seit dem 7. Oktober wurden mehr als vierhundert Hisbollah-Kämpfer im Libanon und in Syrien getötet, darunter viele hochrangige Offiziere. Außerdem wurden mehr als hunderttausend Zivilisten durch die israelischen Angriffe vertrieben und die Infrastruktur sowie große Teile der landwirtschaftlichen Nutzflächen entlang der Südgrenze zerstört. Israel will die Hisbollah damit zwingen, ihre Truppen nördlich des Litani-Flusses zurückzuziehen, wie es die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats vorsieht, die zur Beendigung des israelischen Kriegs gegen den Libanon 2006 führte, ohne seine eigenen Truppen aus der Grenzregion abzuziehen oder auf künftige Angriffe auf den Libanon zu verzichten.

Israelische Bodentruppen im Libanon

(Foto: IDF Spokesperson's Unit, 2022)

 

Laut Nasrallah sind es „die Israelis, die sich für eine Eskalation der Konfrontation mit dem Libanon und dem Iran entschieden haben“. Solche Äußerungen entsprechen nicht nur den Tatsachen, sondern sind auch eine Reaktion auf die Anfeindungen großer Teile der libanesischen Bevölkerung und einzelner politischen Parteien, die die Hisbollah beschuldigen, das ganze Land aufs Spiel zu setzen. Nasrallah erklärte zwar: „Die Palästinenser [haben] uns manchmal aufgefordert, den Druck auf Israel zu erhöhen und unsere Angriffe auszuweiten. Wir haben aber immer die innere Lage [des Libanon] berücksichtigt“, und das Ziel der Hisbollah sei nicht, „Israel jetzt zu vernichten, sondern es am militärischen Sieg zu hindern“, indem wir eine „Einheitsfront-Strategie“ verfolgen.

Anders als die militärischen Kapazitäten der Hisbollah, die seit dem Krieg von 2006 erheblich zugenommen haben, ist die Unterstützung in der Bevölkerung eher gesunken. Im Libanon ist die Partei außerhalb der schiitischen Bevölkerung politisch und gesellschaftlich zunehmend isoliert. Während 62 Prozent der Israelis einen Angriff auf den Libanon uneingeschränkt unterstützen, sagen nur 30 Prozent der Libanesen, dass sie der Hisbollah vertrauen, obwohl die große Mehrheit der Bevölkerung Israels Krieg als Völkermord betrachtet.

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass die Unterstützung für die Hisbollah außerhalb der schiitischen Gemeinschaft einen der niedrigsten Werte in ihrer Geschichte erreicht hat.

Der Partei ist es jedoch gelungen, ein Aufflammen der konfessionellen Spannungen im Libanon zu verhindern, selbst nach dem Bombenanschlag, bei dem zwölf Kinder in Majdal Shams, einer von Israel besetzten und von syrischen Drusen bewohnten Stadt auf den syrischen Golanhöhen, getötet wurden. Die Hisbollah hat jegliche Verantwortung oder Beteiligung an dem Anschlag, den Israel ihr anlastet, abgestritten.

Die große Mehrheit der syrischen Bevölkerung auf den besetzten Golanhöhen hat die israelische Staatsbürgerschaft abgelehnt und leidet unter zahlreichen Diskriminierungen durch den israelischen Staat. Waffenexperten erklärten gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press, dass Beweise dafür sprechen, dass eine Rakete aus dem Libanon, die möglicherweise versehentlich abgefeuert wurde, für den Einschlag verantwortlich war, der von Israels Raketenabwehrsystem Iron Dome zwar entdeckt, aber nicht abgefangen wurde. Unabhängig von der Ursache der Todesfälle hat die israelische Regierung dieses Ereignis instrumentalisiert, um die südlichen Vororte von Beirut anzugreifen und konfessionelle Spannungen im Libanon zu schüren.

Seit Israels völkermörderischem Angriff auf den Gazastreifen ist es der Hisbollah gelungen, die konfessionellen Spannungen im Land im Zaum zu halten. Die Partei hat sich Teilen der libanesischen sunnitischen Bevölkerung angenähert, die in ihrer großen Mehrheit die Palästinenser unterstützen. Seit dem 7. Oktober haben die konfessionellen Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten im Libanon erheblich abgenommen. Darüber hinaus hat sich die Gamaa Islamija (auch bekannt als Bewegung der Muslimbrüder im Libanon) unter dem Schirm des politischen Einflusses der Hisbollah an einigen militärischen Aktionen gegen die israelischen Besatzungstruppen an der libanesischen Grenze beteiligt. Zugleich unterstützen immer mehr sunnitische Scheichs in ihren Freitagspredigten offen den „Widerstand“, darunter auch hochrangige Vertreter der Dar al-Fatwah, der offiziellen Behörde für die religiösen Angelegenheiten der Sunniten im Libanon, die die Hisbollah in der Vergangenheit vehement bekämpft hatte.

Die Hisbollah wird zweifellos auf die israelischen Bombenangriffe auf Beirut reagieren. Aufgrund des empfindlichen Gleichgewichts der konfessionellen Interessen innerhalb des Landes, denen am Schutz der eigenen Zivilbevölkerung und der militärischen Infrastrukturen – insbesondere der nach dem Krieg von 2006 (wieder)aufgebauten – gelegen ist, wird sie jedoch versuchen, einen größeren Flächenbrand zu vermeiden. Nicht zuletzt auch wegen der katastrophalen Folgen eines Krieges für die libanesische Bevölkerung.


… und des Irans


Der wichtigste Unterstützer der Hisbollah, der Iran, vertritt einen ähnlichen Standpunkt wie die libanesische Partei. Trotz der Ermordung des Palästinenserführers Hanija auf iranischem Hoheitsgebiet und zahlreicher anderer israelischer Angriffe auf iranische Einrichtungen in der Region versucht der Iran ebenfalls, einen regionalen Krieg zu vermeiden. Seit dem 7. Oktober hat Israel mehr als zwanzig hohe Beamte des Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet. Doch ähnlich wie die Hisbollah hat auch Teheran verhalten reagiert.

Die iranische Operation „Wahres Versprechen“ im April 2024, bei der mehr als dreihundert Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert wurden, war im Wesentlichen symbolisch und darauf bedacht, realen Schaden zu vermeiden. Der Iran startete die Operation als Vergeltung für den israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgebäude in Damaskus am 1. April, bei dem sechzehn Menschen getötet wurden, darunter sieben Mitglieder der IRGC und der Kommandeur der Al-Quds-Truppe für die Levante, Mohammad Reza Zahedi.

Der Angriff war der erste direkte Angriff des Irans auf Israel seit der Gründung der Islamischen Republik im Jahr 1979. Teheran hatte dessen Verbündete und Nachbarländer jedoch zweiundsiebzig Stunden vor dem Angriff gewarnt, damit sie Zeit hatten, ihren Luftraum zu schützen, wie der damalige Außenminister des Landes, Hossein Amir-Abdollahian, erklärte, der am 19. Mai zusammen mit Präsident Ebrahim Raisi bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) waren vorgewarnt und spielten eine wichtige Rolle dabei, Israel bei der Neutralisierung des Angriffs durch den Informationsaustausch mit den USA und Israel zu helfen. Die saudi-arabische und die irakische Regierung genehmigten außerdem den Aufenthalt von Tankflugzeugen der US-Luftwaffe in ihrem Luftraum, um die Patrouillen der USA und ihrer Verbündeten während der Operation zu unterstützen.

Außerdem entschloss sich der Iran, Israel mit Drohnen anzugreifen, die Stunden brauchten, um ihr Ziel zu erreichen, und leicht identifiziert und abgeschossen werden konnten, und er forderte seine Verbündeten (insbesondere die Hisbollah) nicht auf, sich an seinem Angriff zu beteiligen. Nach der Operation erklärte der Oberste Nationale Sicherheitsrat des Irans, dass derzeit keine weiteren militärischen Aktionen geplant seien und dass er die Angelegenheit als abgeschlossen betrachte. Mit anderen Worten: Der Iran hat diesen Angriff vor allem durchgeführt, um sein Gesicht zu wahren und Israel davon abzuhalten, seinen Angriff auf das iranische Konsulat in Damaskus fortzusetzen. Damit signalisierte das iranische Regime eindeutig, dass es einen regionalen Krieg mit Israel und den USA vermeiden wollte, die Tel Aviv zu Hilfe gekommen wären. Der Iran tat dies in erster Linie, um sich selbst und seine Netzwerke in der Region zu schützen.

Die strategischen Ziele des Irans, insbesondere seit dem 7. Oktober, bestehen darin, sein politisches Ansehen in der Region zu mehren, um für künftige Verhandlungen mit den USA gewappnet zu sein, seine politischen und sicherheitspolitischen Interessen zu sichern. Ein breit angelegter israelischer Angriff auf den Libanon, der für dieses Land besonders verheerend wäre, würde die Hisbollah schwächen und den geopolitischen Einfluss Teherans in der Region untergraben. Er würde zudem Teheran und seine Verbündeten dazu zwingen, die Hisbollah zu unterstützen.

Die herrschende Klasse des Irans ist daher damit ausgelastet, die verschiedenen möglichen Szenarien zu analysieren, die sich aus einer Reaktion auf das Attentat auf Israel ergeben würden. Dazu gehören Vergeltungsmaßnahmen, die nur von Teheran ausgeführt werden, oder eine koordinierte Reaktion des pro-iranischen regionalen Netzwerks unter Einbeziehung seiner libanesischen, irakischen und jemenitischen Verbündeten. Über den Zeitpunkt einer solchen Operation wird noch diskutiert. In jüngster Zeit erklärten mehrere iranische Vertreter, dass nur ein Waffenstillstandsabkommen im Gazastreifen die Islamische Republik davon abhalten könnte, auf Israels Aggression zu reagieren.

Teheran hatte im April gewarnt, dass jede neue israelische Aggression gegen sein Territorium oder seine Interessen eine direkte, gewaltsame und schnelle Reaktion nach sich ziehen würde. Damals hatte die Islamische Republik angedeutet, dass sie sich nicht in strategischer Geduld üben und den geeignetsten Ort und Zeitpunkt für einen Vergeltungsschlag abwägen werde. Angesichts der israelischen Aggression hat der Iran jedoch versucht, seine eigene Reaktion sorgfältig abzuwägen.


Der wahre Kriegstreiber


Israelische Regierungsvertreter haben der Hisbollah und dem Iran bei zahlreichen Gelegenheiten mit einem größeren Krieg oder einer Militäroffensive gedroht. Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant reagierte auf die Rede Nasrallahs mit der Feststellung, dass „es möglich ist, dass dieser Kampf zu einem Krieg eskaliert. Das ist realistisch, nicht bloß theoretisch“.

      
Mehr dazu
Jakob Schäfer und Michael Weis: Israels Krieg gegen eine ganze Bevölkerung, die internationale Nr. 6/2024 (November/Dezember 2024).
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Gilbert Achcar: Israels Eskalationsstrategie im Libanon, die internationale Nr. 6/2024 (November/Dezember 2024).
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Mitchell Plitnick: Die Verantwortung der USA am Völkermord, die internationale Nr. 6/2024 (November/Dezember 2024).
Dossier Palästina/Israel, die internationale Nr. 5/2024 (September/Oktober 2024).
 

Statt diese Option zu verwerfen, hat die Regierung Netanjahu stattdessen Teheran und die Hisbollah zur Eskalation und Ausweitung des Krieges gedrängt. Nur die Zurückhaltung der Hisbollah angesichts des starken Drucks hat dazu geführt, dass diese Bestrebungen Israels erfolglos blieben. Tel Aviv, das sich seiner strategischen Bedeutung für Amerika bewusst ist, hat versucht, die USA in den regionalen Krieg hineinzuziehen, den Washington zu verhindern versucht und für den es Israel bisher kein grünes Licht gegeben hat. Doch ohne die Unterstützung der USA wäre die Fähigkeit Israels, eine regionale Konfrontation zu bewältigen, stark eingeschränkt.

US-Vertreter haben über diplomatische Kanäle und mit Unterstützung ihrer Verbündeten im Nahen Osten Druck auf den Iran und die Hisbollah ausgeübt, damit diese ihre Reaktionen sehr sorgfältig abwägen. Die USA haben die Hisbollah gewarnt, dass ein massiver Vergeltungsschlag die Spannungen nur weiter anheizen und zu einer direkten Konfrontation zwischen ihnen und Israel führen würde, das sich der Rückendeckung und Unterstützung Washingtons gewiss sein könnte. Darüber hinaus haben US-Diplomaten über verschiedene Vermittler deutlich gemacht, dass eine israelische Antwort auf Angriffe aus dem Iran oder der Hisbollah für beide Länder verheerend wäre.

Obwohl die USA nach außen hin versuchen, die Situation zu deeskalieren, haben sie in der Praxis Israel gestattet, ungestraft vorzugehen. Sie haben Israel mit all der militärischen Ausrüstung versorgt, die es braucht, um seinen völkermörderischen Krieg zu führen, palästinensisches Land zu besetzen und zu kolonisieren, den Jemen, den Libanon und Syrien zu bombardieren, Attentate in der gesamten Region durchzuführen und die militärischen Operationen gegen den Iran zu eskalieren. Am 13. August stimmten die USA zu, Waffen im Wert von 20 Milliarden Dollar an Israel zu verkaufen. Der Großteil dieser Summe wird in einen Vertrag über fünfzig F-15A-Kampfjets fließen, die im Jahr 2029 geliefert werden sollen – ein Schritt, der Amerikas langfristiges Engagement für Israel signalisiert.

Stabilität in der Region kann es nach dem 7. Oktober nicht mehr geben, ohne die Rechte der Palästinen­ser:innen zu gewährleisten. Kurzfristig bedeutet dies einen totalen Waffenstillstand, um Israels völkermörderischen Krieg zu beenden, sowie den Rückzug der israelischen Besatzungsarmee aus dem Gazastreifen, die Einstellung der israelischen Aggression in den Nachbarländern, einschließlich des Libanon, und eine massive Verteilung humanitärer Hilfe an die Palästinenser und andere von Israels Aggression Betroffene in der gesamten Region. Langfristig hängt die Stabilität jedoch weitgehend von der Beendigung der israelischen Kolonisierung, Besetzung und Apartheid in ganz Palästina ab.

aus International Viewpoint vom 2.9.2024
Übersetzung: MiWe



Dieser Artikel erschien in die internationale Nr. 6/2024 (November/Dezember 2024). | Startseite | Impressum | Datenschutz